Klaus-Michael Kühne: “das Vertrauen ist zerstört”
Quelle ist das Buch “Inside Signa” von Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart
Klaus-Michael Kühne lässt René Benko nach Hamburg kommen, um sein Investment in die Signa Gruppe zui überprüfen. Kühne bricht das Treffen nach wenigen Minuten ab. Danach folgt ein E-Mailverkehr.
René Benko (13:22 Uhr am 01.12.2022)
Lieber Herr Kühne,
Offen gesagt, bin ich ratlos! Ich bin heute extra nach Hamburg gekommen, um mit Ihnen und Herrn Gernand das Gespräch von Oktober fortzusetzen und mich mit Ihnen als zweitgrößte Aktionär auszutauschen und zu beratschlagen. Natürlich habe ich auch Details zu Ihren Fragen von Sonntag mitgebracht. Ich würde gerne die Möglichkeit haben, mit Ihnen persönlich zu reden, auch wenn es nur 1 Stunde nach ihrem Mittag
Danke
Ihr René Benko
René Benko (13:50 Uhr am 01.12.2022)
Hallo Herr Kühne!
Eine kurze persönliche Aussprache mit Ihnen wäre mir sehr wichtig. Ich bin noch bei Ihnen im Hotel. Es reichen auch 10 Minuten. Ich kann nicht nachvollziehen was da schief gelaufen ist.
Herzliche Grüße
Ihr René Benko
Klaus Michael Kühne (14:11 Uhr am 01.12.2022)
Sehr geehrter Herr Benko,
es tut mir leid - das Vertrauen ist zerstört und ich habe Herrn Gernandt gebeten, Ihnen meinen Wunsch nach Rückabwicklung unserer Beteiligung an der Signal Selection AG anzuzeigen. Formal muss das der Verwaltungsrat der Kühne Holding AG beschließen, den ich hiermit von meinem Wunsch in Kenntnis setzen und um kurzfristigen Vorzug bitten möchte.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Michael Michael Kühne
René Benko (15:00 Uhr am 02.12.2022)
Lieber Herr Kühne!
Was gestern passiert ist, kann ich einfach nicht verstehen ist unerklärlich. Ich bin mir auch überhaupt keiner Schuld bewusst.
Ich habe die Geschäftsbeziehung mit Ihnen immer über alle Maßen geschätzt und war stolz, Sie als Partner zu haben.
Die Besuche bei Ihnen in der Schweiz und auf Mallorca, unsere Begegnungen auf unseren Schiffen und unser familiäres Zusammentreffen bei mir in Lech haben mir das Gefühl gegeben, dass sich zwischen uns beiden eine Unternehmerfreundschaft mit sehr viel Sympathie und Wertschätzung füreinander entwickelt hat.
Ich hatte den Eindruck, dass in den letzten 3 Jahren sich alles bestens entwickelt hat und ich finde es sehr schade, dass sich Ihre Meinung zu mir offensichtlich völlig geändert hat.
Ich bin gestern extra nach Hamburg gereist, da ich mich mit Ihnen als zweitgrößter Aktionär und Partner strategisch zu ein paar Überlegungen zu unserer gemeinsamen SIGNA Prime austauschen und abstimmen wollte. Ebenso wollte ich Ihnen Ihre offenen Fragen beantworten und hätte dazu auch eine entsprechende Präsentation vorbereitet.
Ich bin auch bestürzt darüber, dass Sie mir und Herrn Gernandt gestern unterstellt haben, „wir würden uns im Vorfeld konspirativ (!) abstimmen“. Es war Ihr Wunsch anlässlich der Vorbereitungen zur Kapitalerhöhung im Sommer, dass ich eng mit Herrn Gernandt mich zur SIGNA Prime Selection AG austausche. Darüber hinaus übt Herr Gernandt seine Rolle als Aufsichtsrat der SIGNA Prime Selection AG sehr professionell und ernst aus. Seien Sie versichert, dass in meinem Unternehmungsverständnis immer Sie persönlich als Partner und Aktionär mein Hauptgesprächspartner waren und sind.
Ich war zwei Tage in Zürich und habe Herrn Gernandt deshalb angeboten, am Flug nach Hamburg mitzukommen, da ich vermeiden wollte, dass Herr Gernandt womöglich am Termin nicht teilnehmen kann, da sein Flug ausfällt – wie es aktuell immer wieder vorkommt – nicht mehr und nicht weniger!
In Anbetracht unserer bisher sehr guten Zusammenarbeit und Partnerschaft macht es mich wirklich traurig, dass Sie mich gestern einfach so stehen lassen haben und hoffe, dass Sie dies auch nachvollziehen können.
Gerade in der aktuellen Lage – wo ich mich persönlich mit haltlosen Vorwürfen gerichtlich verantworten muss, von den Medien gehetzt werde und daher zeitlich doppelt belastet bin, hätte ich auf den Rückhalt von Ihnen als Partner gesetzt. Es tut mir auch leid, wenn Medien Sie in diesem Zusammenhang bringen und glauben. Sie mir, ich wünschte es mir anders.
Ich gehe davon aus, dass das Gericht mich aufgrund dieser haltlosen Anschuldigungen in den kommenden Wochen freisprechen und damit rehabilitieren wird.
Ich würde mich freuen, wenn wir in einem ruhigen 4-Augen-Gespräch uns nochmals offen austauschen können und mir läge viel daran zu verstehen, was die Gründe sind, die bei Ihnen zu einer derart radikalen Meinungsänderung geführt haben.
Einfach nur schade.
Mit besten Grüßen Ihr René Benko
Klaus Michael Kühne (16:17 Uhr am 05.12.2022)
Sehr geehrter Herr Benko,
Vor einigen Monaten hatten Sie mich zu einem allgemeinen Orientierungsgespräch aufgesucht und dabei eher beiläufig eine beabsichtigte Kapitalerhöhung bei der SIGNA Prime Selection AG angekündigt. Diese sollte sehr kurzfristig durchgeführt werden.
Ich war dadurch hellhörig geworden, weil wir mit so etwas nicht gerechnet hatten, und habe Herrn Gernandt gefragt, ob er als Mitglied des Aufsichtsrats davon etwas gewusst hätte, was er verneinte.
Diese Episode hat mir zu denken gegeben, und ich wurde daran erinnert, als Sie zu Beginn unseres Gesprächs am 1.12. ds.Js. sofort in einigen mitgebrachten Unterlagen blätterten und auf das KaDeWe zeigten verbunden mit dem Hinweis, von dieser Immobilie sollten 50 % verkauft werden, woraus ich schloss, dass die anderen Edelgebäude wie Alsterhaus und Oberpollinger vermutlich das gleiche Schicksal erleiden würden.
Unsere Beteiligung an der SIGNA Prime Selection AG hat wegen der von Ihnen immer wieder hervorgehobenen Edel-Immobilien, wie insbesondere KaDeWe, seinen besonderen Reiz. Wenn diese Wertanlage nun durchlöchert wird, dann kann das nicht im Sinne des Investors Kühne Holding AG sein.
Hinzu kam, dass es mir in der Tat sehr merkwürdig vorkam und ich nichts davon wusste, dass Herr Gernandt, den ich gern schon am 1.12. ds.Js. vormittags bei einem Gespräch in Hamburg dabeigehabt hätte, mit Ihnen zusammen nach Hamburg geflogen war, wie beiläufig erwähnt wurde, und dass Sie sich dann auch vor unserem Zusammentreffen bereits zusammengesetzt hatten. Herr Gernandt hat mir hierzu die notwendigen Erläuterungen gegeben; ich selbst war zunächst konsterniert und bildete einen Zusammenhang zwischen der eher beiläufigen Erwähnung des anteiligen KaDeWe-Immobilienverkaufs und den Gesprächen vor unserem Zusammentreffen.
Das Ganze geschah vor dem Hintergrund wachsender Skepsis hinsichtlich einer ausreichenden Transparenz und ausreichender Abstimmung in einer Zeit sich verschlechternder Bedingungen am Immobilienmarkt und einer gerade in dieser Phase notwendigen vertrauensvollen Zusammenarbeit. Das alles hat zu meiner Reaktion geführt, die nicht schön war, aber das Ergebnis einer aufgestauten Verunsicherung.
Ich hatte bei meinem Abgang darum gebeten, dass Sie alles mit Herrn Gernandt besprechen möchten. Wie er mir sagte, wurden die von mir vorab gestellten Fragen von Ihnen jedoch nicht beantwortet, und erst später hat Herr Gernandt eine Unterlage erhalten, die in einer Reihe von Fällen Klarheit schafft.
Ich bedauere, zu keiner anderen Schlussfolgerung gelangen zu können, als die Ihnen bereits mitgeteilte, und habe Herrn Gernandt gebeten, das Weitere mit Ihnen zu besprechen.
Mit freundlichen Grüssen
Klaus-Michael Kühne